Industrie 4.0, Arbeit 4.0...Soziologie 4.0? Einige Überlegungen zur rezenten "Versionierung" von Gesellschaft und ihrer Wissenschaft
Abstract
Industrie 4.0 setzt insgesamt auf eine immer höhere Vernetzung von Menschen, Maschinen, Infrastrukturen, Unternehmen. Arbeit 4.0 sieht sich im Zuge digitaler Transformation ebenfalls nicht nur erheblichen, sondern auch anhaltenden Wandlungsbewegungen gegenüber. Disruptivität und Agilität sind weitere Stichwörter, die auf dauernde Dynamik einstellen. Wissenschaft 4.0, Hochschule 4.0 - auch sie sehen sich nicht länger nur als Treiber, sondern auch als Objekte der Anpassung am immer neue Verhältnisse in der Wissensproduktion. Man wundert sich wenig, dass bereits auch eine Soziologie 4.0 skizziert wurde (Dirk Baecker).
Der Vortrag wird der Frage nachgehen, ob sich hier nicht Grundsätzliches tut. Seine Grundintuition beruht auf der rezenten Erfahrung, dass sich in der modernen Gesellschaft der Modus der Erneuerung, des Wandels und der Optimierung nicht mehr in Schüben, nicht mehr in der Vorstellung einer radikalen Strukturveränderung, auch nicht in der Idee des sprunghaften Wandels vollzieht, sondern in der Form der permanenten Selbstanpassung. Das bedeutet keineswegs, dass es nicht auch weiterhin radikalen Wandel geben könnte oder tragfähige Kontinuitäten. Es bedeutet vielmehr, dass der sowohl semantische, als auch praktische Modus des Umgangs mit komplexen Verhältnissen in laufender Veränderung und Veränderungsbereitschaft besteht. Diese artikuliert sich in Praktiken, Institutionen und Diskursen, die auf Versionen bestehender Versionen setzen.
Industrie 4.0 und Arbeit 4.0, aber auch Anzeichen einer Soziologie 4.0 werden als instruktive Fälle für die Gegenwärtige Versionierung von Gesellschaft und ihrer Wissenschaft diskutiert.