„Wir müssen uns ein Gefühl erhalten für Ungenauigkeit“

Gespräch mit CITEC-Koordinator Prof. Dr. Helge Ritter

Professor Dr. Helge Ritter, Koordinator des Exzellenzclusters CITEC, war zu Gast beim Bielefelder Campusradio Hertz 87.9. Moderator Andreas Hermwille hat mit ihm eine halbe Stunde lang gesprochen: Über den Weg, den CITEC in den vergangenen zehn Jahren zurückgelegt hat. Wie es ist, einen Antrag zu schreiben, an dem viel hängt. Und welche Themen die Forschenden vom CITEC in Zukunft bearbeiten wollen.

Prof. Dr. Helge Ritter und Roboterkopf Flobi „Mitdenkende Technik, die etwas von den Menschen und von der Welt versteht“, so fasst Professor Dr. Helge Ritter das Ziel der Forschung des Exzellenzclusters CITEC in dem Radiointerview zusammen. Technik, die hilft, ein selbstbestimmtes Leben zu führen – etwa im Alter, bei einer Behinderung, oder einer chronischen Krankheit. Ein Beispiel dafür ist ein virtueller Assistent, der hilft, den Tag zu organisieren. Seit 2011 kooperieren der Exzellenzcluster CITEC und die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel als strategische Partner. Ritter sieht eine besondere Aufgabe in der Kooperation: „Wir müssen uns ein Gefühl erhalten für Ungenauigkeit“, sagt er. „Menschen drücken sich nicht immer klar aus, der Kontext ist entscheidend. Die von uns entwickelten technischen Systeme müssen sich auf begrenzt spezifische Situationen einstellen können, das heißt alltagsfähig sein.“

Entscheidend für die Arbeit am CITEC ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Forschende aus der Biologie, Informatik, Linguistik, Mathematik, Psychologie und Sportwissenschaft arbeiten gemeinsam an mitdenkender Technik. „Mich interessiert besonders die manuelle Intelligenz“, sagt Ritter. „Wir haben Roboterhände mit Fingern befähigt, Gegenstände gefühlvoll zu greifen. Weil wir selbst so gut greifen, merken wir die Komplexität dieser Aufgabe erst, wenn wir das auf eine Roboterhand übertragen wollen. Dazu gehört viel Grundlagenforschung, für die wir auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit angewiesen sind.“ Oft ist das ein langer Weg. „Die tollen Sachen sind die, die erst hundert Mal nicht geklappt haben. Die dicken Bretter sind das Spannende. Ein Erfolgserlebnis war, als wir den Tastsinn auf die gesamten Hände ausdehnen konnten.“

Die zweite Förderphase des CITEC lief bis Ende Oktober 2017. Derzeit erhält der Exzellenzcluster eine Überbrückungsfinanzierung bis Ende 2018. Im Februar dieses Jahres hat die Universität Bielefeld in der „Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder“ den Hauptantrag für einen neuen Cluster eingereicht, der auf der Forschung des Exzellenzclusters CITEC aufbaut. Helge Ritter im Interview dazu: „Wir haben einen Antrag entwickelt, von dem wir sehr überzeugt sind. Das positive Feedback aus der ersten Begutachtungsrunde hat uns bestärkt. In der jetzigen Finalrunde müssen wir den Kurs halten.“ Themenfelder, die sich in dem Antrag wiederfinden, ist die Herausforderung, die Technik zu individualisieren und sie intersubjektiv zu entwickeln. „Das ist ein ehrgeiziges Ziel, an dem wir hoffentlich ab kommendem Jahr arbeiten können“, sagt Helge Ritter.

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